Krankenschwester aus Girê Spî: “Unsere Bevölkerung wird getötet und brutal hingerichtet.”

Als Forschungskomitee von Women Defend Rojava, das Teil von der Diplomatiekomission von Kongra Star ist, interviewten wir eine Krankschwester des Gesundheitsteam von Girê Spî bezüglich der Ermordungen von Zivilist_innen und Mitgliedern des lokalen Gesundheitskomitees durch die dschihadistischen Proxy-Kräfte der Türkei.

Name: Denya Muslêm Mihemed

Name ihrer Mutter: Şemse El Rîfayî

Geburtsort und -datum: Girê Spî – 01.01.1990

Beruf: Krankenschwester mit zweijähriger Berufserfahrung

Denya Muslêm Mihemed:

Als die schweren Angriffe auf Girê Spî begannen, war unser Gesundheitsteam vor Ort und leistete lebenswichtige Hilfe und Erstversorgung von Zivilist_innen. Wir arbeiteten als medizinisches Einsatzteam, waren an der Front und retteten Verwundete vom Kriegfeld. Wir arbeiteten mit unserem Gesundheitsteam und drei Krankenwagen zwischen Silukê und Girê Spî. Wir waren auf drei verschiedene Punkte an der zweiten Frontlinie verteilt, als wir plötzlich von der türkischen Armee und ihren dschihadistischen Proxy-Kräften von der Seite angegriffen wurden. Ich konnte nicht glauben, dass es IS Schläferzellen gab, die mit der türkischen Armee verbunden waren, und dass unser Platz von ihnen entdeckt wurde. Eine Stunde lang griffen sie uns an, die Menschen aus zwei unserer Stützpunkte konnten sich retten und entkommen, aber der dritte fiel ihnen in die Hände.

Während wir versuchten, unsere Freund_innen zu retten, konnten wir mit ihnen per Telefon Kontakt halten. Wir sprachen mit Krankenpfleger Mihemed und er sagte uns, dass sie umzingelt seien und bat uns um Hilfe. Diese Informationen haben wir dann direkt an die SDF weitergegeben, um sie zu retten, und machten uns auch sofort auf den Weg. Da unser Auto aber auch unter Beschuss stand, konnten wir sie nicht erreichen. Deshalb konnten wir nicht weiter, mussten umkehren und unsere Freund_innen wurden von den feindlichen Besatzungstruppen gefangen genommen. Nach einer Weile wurde die Information über ihre Ermordung veröffentlicht.

Da wir ein Team von Gesundheits- und Menschenrechtsaktivist_innen sind, sollte anerkannt werden, dass wir schutzbedürftig sind und internationalen Schutz benötigen. Wir sind ein Team von Zivilist_innen und Menschenrechtlern und unser Ziel ist es, Verwundete zu retten und ihnen zu helfen. Dennoch wurden wir gezielt und brutal angegriffen. Unsere Bevölkerung wird getötet und brutal hingerichtet. Dies geschieht vor den Augen aller Menschenrechtsorganisationen und der Vereinten Nationen. Die internationalen Organisationen, Kräfte und Gemeinschaften schweigen zu diesen Ereignissen. Das ist wirklich beschämend.

Als Mitglieder des Gesundheitsrates von Girê Spî und der Organisation des Kurdischen Roten Halbmonds (Kurdish Heyva Sor) fordern wir von den internationalen Organisationen und Kräften:

  • Die Gewährleistung des Schutzes des zivilen Gesundheitspersonals und die Anerkennung seines neutralen Statuses. Dies muss mit dem Völkerrecht durchgesetzt werden, das das Leben, die Unversehrtheit und die Arbeit derjenigen schützen sollte, die den Verwundeten in diesem Krieg helfen. Bis jetzt sind mehr als 360 Menschen Opfer dieses Krieges geworden, die meisten von ihnen Zivilist_innen.
  • Sofortige Beendigung aller Angriffe des türkischen Staates auf Nord- und Ostsyrien, deren einziges Ziel die ethnische Säuberung und kulturelle Vernichtung, Zwangsmigration, Völkermord sowie demographischer Wandel und die Zerstörung der Sicherheit in dieser Region sind.
  • Die Staaten, die internationale Vereinbarungen bezüglich der Syrischen Demokratischen Kräfte und des türkischen Staat getroffen haben, sollten die Verantwortung für die Umsetzung dieser Vereinbarungen übernehmen, denn bisher hat der türkische Staat ständig gegen diese Vereinbarungen verstoßen.

Ich fordere die Menschenrechtsorganisationen, NGOs und die Vereinten Nationen auf, ihre Pflicht und Verantwortung zu übernehmen, nach ihren Worten zu handeln und gegen diese Katastrophe vorzugehen, um das Massaker an den Menschen von Girê Spî und Serê Kaniyê zu stoppen.

19.12.2019

KONGRA STAR DIPLOMATIE

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