„Ohne Wasser gibt es kein Leben“ – Die Türkei schneidet Heseke das Wasser ab

Ein Interview mit Sozdar Ehmed vom Institut für Wasserangelegenheiten Heseke über die aktuelle Wassersituation im Kanton Heseke.

Die türkische Armee stürmte das Allouk-Wasserwerk östlich von Serêkaniyê, verjagte die Arbeiter und schloss das Werk. Die Anlage stellt eine der wichtigsten Wasserversorgungsleitungen für den Kanton Hesekê dar.

Die Türkei hat das Wasser nach Nord- und Ostsyrien teilweise abgeschnitten. Am 24. Februar stürmten Mitglieder der Besatzungstruppen das Wasserwerk Allouk im Osten der besetzten Stadt Serêkaniyê (Ras al-Ain) und verjagten die Arbeiter. Das Werk wurde daraufhin stillgelegt. Als Folge davon ist das Gebiet von Hesekê weitgehend von der Wasserversorgung abgeschnitten.

Die türkische Armee hatte das Werk Allouk am 9. Oktober, dem ersten Tag des Angriffskrieges gegen die Gebiete der Autonomieverwaltung in Nord- und Ostsyriens, bombardiert und dafür gesorgt, dass die Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser mehr hatte. Die Anlage konnte unter den anhaltenden Angriffen repariert und wieder in Betrieb genommen werden. Durch die vollständige Schließung des Wasserwerks drohen nun ernsthafte Versorgungsprobleme für Tausende von Menschen.

Sozdar Ehmed vom Institut für Wasserangelegenheiten Heseke erklärt, dass es in Heseke zwar eine funktionierende Wasserstation gibt, diese aber zu klein ist und nicht ausreicht, um eine Bevölkerung von 1,2 Millionen Menschen täglich mit Wasser zu versorgen: „Die andere Station, von der wir Wasser bekamen, war die Wasserstation Allouk außerhalb von Serêkaniyê“.

Als die Kämpfe in Serêkaniyê Anfang Oktober begannen, nahmen die türkische Armee und ihre Söldnertruppen die Wasserstation wissentlich ins Visier und bombardierten sie. Später stürmten sie die Wasserstation, verjagten die Arbeiter und schlossen die Anlage, so dass über 1 Million Menschen ohne Wasser blieben.

„Die Türkei weigert sich nun, die Wasserstation aufzugeben, weil sie weiß, wie wichtig diese Wasserstation für Hesekê und die Nachbarstädte ist. Die Türkei nutzt den Wassermangel, um Druck auf die Menschen in der Region Hesekê auszuüben, damit sie ihre Häuser und ihr Land verlassen. Dies ist nicht das erste Mal, dass die Türkei diese Art von Taktik anwendet. Als die Türkei 2018 in Efrin einmarschierte, übernahm sie auch die Kontrolle über die Wasserstation, um zu versuchen, die Bevölkerung zu kontrollieren.

„Jetzt vor etwa 10 Tagen haben sie uns von der Wasserversorgung abgeschnitten, so dass eine Bevölkerung von 1,2 Millionen Menschen kein sauberes Trinkwasser hat. Zurzeit gibt es in der Region Hesekê eine Wasserkrise. Es ist extrem schwierig, Wasser für 1,2 Millionen Menschen zu finden. Das Wasser, das wir hier in der Stadt haben, ist nicht trinkbar. Aus diesem Grund machen wir gerade eine schwere Zeit durch. Ohne Wasser gibt es kein Leben“.

„Aufgrund der gegenwärtigen Situation sind wir gezwungen, die Verteilung des Wassers auf verschiedene Weise zu organisieren. Jeder Mensch hat ein Recht auf 15 Liter Wasser pro Tag, aber die meiste Zeit sind wir nicht in der Lage, diese großen Mengen an Wasser zu bekommen. Die Menschen in Hesekê wissen, dass die Türkei das Wasser willentlich abschneidet, um Druck auf sie auszuüben. Diese Krise hat den Menschen viel Leid zugefügt, aber sie hat sie auch näher zusammengebracht. „Jetzt ist die Wasserstation Allouk wieder in Betrieb, aber wir haben immer noch begrenzten Zugang zum Wasser. Die Türkei und ihre Söldnertruppen öffnen und schließen die Wasserstation, wie sie wollen. Es ist unklar, was in der nächsten Stunde passiert.“

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...