Als Frauen verteidigen wir uns selbst!

Die COVID 19-Pandemie zeigt uns einmal mehr die patriarchale Pandemie: Als Frauen verteidigen wir uns selbst!

Der Kampf für Freiheit und Leben geht weiter und intensiviert sich Tag für Tag, vor allem im Leben und am Körper von Frauen auf der ganzen Welt.

Die kapitalistische Moderne versucht, sich in jeglichen Bereichen des Lebens zu stärken. Versucht, dem Leben aller Menschen ihren Kurs aufzuzwingen, den Planeten mit sich zu reißen und jede Möglichkeit einer anderen Welt und Lebensweise aus unserem Gedächtnis zu löschen. In unserer neusten Broschüre zeigen wir auf, dass die Frauen seit jeher im Mittelpunkt der Angriffe des Patriarchats sind, das versucht, jede Hoffnung auf ein freies und demokratisches Leben für alle zu zerstören. Angesichts der Rolle der Frauen in der Gesellschaft, bei der Organsisierung von Gemeinschaften und ihrer Verbindung zum Land, musste das Patriarchat in der ganzen Geschichte sowie heute die kapitalistischen Staaten all ihre patriarchale Gewalt gegen uns aufzwingen, um ihr bedeutungsloses System durchzusetzen. Aber wir Frauen sind niemals passiv geblieben, trotz der Tatsache, dass sie versucht haben, uns etwas anderes glauben zu machen. Die damalige Rolle der Frauen im Widerstand und in der Verteidigung ihrer Gemeinschaften und Freiheit war und ist für uns heute wesentlicher Bedeutung, um die Hoffnung zu bewahren.

Die Rolle von Widerstands und Selbstverteidigung der Gesellschaft ist angesichts eines neuen globalen Angriffs gegen Frauen und die verschiedenen Gesellschaften dringend erforderlich. Eine Rolle, die nie gebrochen werden konnte und deshalb immer heftiger angegriffen wird. Dies sehen wir beispieslweise an der Invasion und dem Krieg, der aktuelle in Nord- und Ostsyrien gegen die Frauenrevolution dort geführt wird. Die Staaten haben Angst davor, was kommt, wenn sich die Gesellschaft auf kommunaler Ebene selbst organisiert. Deshalb versuchen sie ihre Macht zu sichern, indem sie das Zentrum der Gesellschaft, die Frauen, angreifen.

Die patriarchale Offensive der kapitalistischen Moderne

Wir befinden uns in einer dramatischen Situation, aber nicht nur aufgrund der aktuellen Corona-Virus-Pandemie. Das Leben von Frauen auf der ganzen Welt ist seit zu vielen Jahren von Gewalt, Zwangsvertreibung, Unsicherheit bis hin zu Mord geprägt – die Zahl der Femizide steigt stetig.

Weltweit ist es der patriarchale Staat, der seine Macht gewaltsam durchsetzt, um unser Leben, unsere Körper, unser Land und den gesamten Planeten zu verkaufen und auszubeuten. In einer zunehmend von der Erde und Natur losgelösten Welt, die auf einer finanzkapitalistischen Wirtschaft basiert, sind die Krisen nicht nur zyklisch sondern werden auch immer akuter. Die Pandemie des Corona-Virus und dem Management zu dessen Bewältigung, kann nicht außerhalb des bisherigen Kontexts verstanden werden.

Die Situation in Rojava ist stark geprägt von dem imperialistischen Eifer des türkischen Staates und seiner verbündeten Staaten (wie den USA und Russland sowie den NATO-Mitgliedern), die mit Hilfe dschihadistischer Söldner erneut versuchen durch Besatzung, Plünderung, Vergewaltigung und Ermordung der Bevölkerung Nord- und Ostsyrien unter ihre Kontrolle zu bringen. In den Fällen wie Hevrin Xelif oder Amara Renas, die brutal ermordet und deren Körper geschändet wurden, können wir die Brutalität erkennen, die der Frauen ausgesetzt sind. In den türkisch besetzten Gebieten von Afrin und Serekaniye werden Entführung und der Missbrauch von Frauen von der Türkei und ihren dschihadistischen Söldnern gezielt als Kriegswaffe eingesetzt. Das zeigt deutlich, dass die Türkei und ihre fundamentalistischen Gruppen darauf abzielen, das Leben und die Freiheit der Frauen zu zerstören. Durch die Zerstörung der Natur, dem Vorantreiben eines demographischen Wandels und ihrer aufgezwungen Assimilationspolitik, besetzen sie weiterhin Gebiete und versuchen ihre Herrschaft durch die Vernichtung der Fortschritte der Frauenbefreiung zu forcieren.

Weltweit sind die Krise und Gewalt gegen Frauen eine Konstante. Jedes Jahr werden Hunderttausende von Frauen getötet. Überall auf der Welt sind Frauen sexueller Gewalt, Genitalverstümmelung, sexueller Sklaverei ausgesetzt und von endloser Belastungen durch unsichtbare Arbeit betroffen. Die Rechte von Frauen werden vor allem mit der Zunahme des Faschismus auf der ganzen Welt, von Bolsonaro in Brasilien bis Salvini in Italien, beschnitten. Wir erleben seit Beginn des Jahrhunderts eine klare Offensive gegen Frauen, um die Macht der kapitalistischen Staaten nach der Weltkrise weiter aufrechtzuerhalten.

Dennoch haben Frauen die Hoffnung nicht aufgegeben, leisten weiterhin Widerstand und organisieren sich überall auf der Welt. Das zeigt uns der diesjährige 8. März, an dem wir gesehen haben, dass Millionen von Frauen auf der ganzen Welt für die Freiheit der Frauen auf die Straßen gingen. Genauso wie dem tagtäglichen Widerstand, den Frauen weltweit leisten: wie die Frauen in Lateinamerika, die sich organisieren, um ihr Land und ihre Gemeinschaften zu verteidigen, die Frauen in Indien, die sich organisieren, um sich gegen männliche Gewalt zu verteidigen, und die Frauen in Südeuropa, die sich organisieren, um ihre Häuser gegen profitorientierte Finanzunternehmen zu verteidigen.

Corona-Virus als Vorwand für die Zunahme von Gewalt

Im Kontext derweltweiten Zunahme der Gewalt an Frauen hat die Pandemie des Corona-Virus den Staaten der kapitalistischen Moderne eine weitere Gelegenheit geboten, ihre Herrschaft weiter auszubauen, zu festigen und einen neuen Angriff auf unser Leben als eine Notwendigkeit zu verschleiern.

In der gegenwärtigen Situation der COVID 19-Pandemie zeigen die kapitalistischen Staaten einmal mehr, dass sie kein Interesse am Wohlergehen der Menschen oder des Planeten haben oder jemals hatten. Auf Grundlage patriarchaler Mentalität versuchen sie ein Management der Pandemie durchzusetzen, das darin besteht, ihre Macht durch Einschüchterung auf Kosten aller zu sichern.

Wir sehen, dass das Corona-Virus eine ernst zu nehmende Pandemie ist, aber wir müssen auch sehen, dass die Umsetzung verschiedenster Maßnahmen und die Bewältigung der Pandemie auf verschiedene Weise erfolgen kann. Im Moment werden die Menschen entweder zur Arbeit gezwungen und damit dem Virus ausgesetzt oder sie werden entlassen. Andere Menschen sind allein zu Hause und haben kein Einkommen, um sich selbst zu versorgen. Anstatt Profite und Privatinteressen in den Mittelpunkt zu stellen, sollten Solidarität zwischen den Menschen und Gesellschaften sowie die Fürsorge der Menschen ins Zentrum stellen.

In der aktuellen Situation wird mit den momentanen Maßnahmen aber eher dafür gesorgt Angst in der Bevölkerung zu erzeugen, uns dazu zu bringen, einander zu misstrauen und die Verbidnungen zwischen uns zu brechen. Es ermuntert Menschen eher dazu, uns gegenseitig zu denunzieren, anstatt uns in diesen schwierigen Zeiten gegenseitig zu unterstützen. Die Bevölkerung wird versucht zum Schuldigen gemacht zu werden. Damit sollen Maßnahmen zur Militarisierung und Kontrolle der Bevölkerung gerechtfertigt und aufrecherhalten werden, damit der Staat weiterhin seine Macht behält, sobald das Virus unter Kontrolle ist. Sei es durch den Ausbau der Grenzverwaltung, mit dem die Europäische Union darauf abzielt, sich vor Hunderttausenden von Flüchtlingen abzuschotten, die vor Krieg und Armut fliehen und um weiterhin Rassismus und Misstrauen in der Bevölkerung zu fördern. Oder um die Straßen innerhalb des Landes zu militarisieren und die Armeen zu nutzen, um unschuldige Passanten zu stoppen. Es besteht kein Zweifel, dass die Armee nicht auf der Straße steht, um den Virus zu stoppen, sondern um Mechanismen der Kontrolle über die Gesellschaft durchzusetzen und ihren Widerstand zu verhindern.

Kein Wort darüber, die Verwüstung des Planeten aufzuhalten. Kein Wort darüber, den Krieg zu stoppen. Kein Wort darüber, dass die Lösungen zur allgemeinen Gesundheitsversorgung angegangen werden müssen. Kein Wort darüber, eine Basisdemokratie in den Gesellschaften zu etablieren, um nicht der Gnade eines Marktes ohne ökologische oder soziale Grenzen ausgeliefert zu sein. Der Staat will durch Kontrolle und Militarisierung der Gesellschaft unser „Beschützer“ sein, und wir als Frauen kennen die Lüge dieser Geschichte sehr gut.

All diese Aktionen zeigen nur einmal mehr die Grundzüge eines frauen- und lebensfeindlichen Systems: Frauen werden wieder diejenigen sein, die, obwohl sie durch den Krieg vertrieben wurden, für ihre Familien sorgen, die heute unter den schlechtesten Bedingungen in Flüchtlingslagern leben müssen. Sie werden diejenigen sein, die, nachdem sie 48 Stunden hintereinander in Supermärkten oder Krankenhäusern gearbeitet haben, mit männlicher Gewalt bei sich zu Hause konfrontiert sind, die mit ihrer Isolation und Prekarität noch weiter zunehmen wird. Sie werden die ersten sein, die ihre Arbeit und ihr Zuhause verlieren und daher vermehrt häuslicher Gewalt ausgesetzt sein werden.

Lasst uns unseren Widerstand weiterführen und weiter voranschreiten, wie nie zuvor

Als Frauen haben wir eine lange Geschichte des Widerstands. Und auch jetzt wird es nicht anders sein. Die Krise der Pandemie des Corona-Virus zeigt uns einmal mehr, dass patriarchale Staaten niemals in der Lage sein werden, eine angemessene Antwort auf die Probleme zu geben, mit denen wir als Gesellschaft konfrontiert sind. Wir müssen eine andere Gesellschaft aufbauen, die es uns ermöglicht, mit der vorherrschenden patriarchalen Mentalität zu brechen, die uns Tag für Tag und mehr noch in kritischsten Situationen, wie dieser, in die Katastrophe führt. Dafür müssen wir Frauen einen Schritt nach vorn machen, um nicht Schritte zurück zu machen.

Wir können nicht zulassen, dass die männlichen Staaten ihr Kriegsrecht verhängen, die Verbindungen zwischen uns zerstören und die Pandemie dazu nutzen, um all dies unter dem Deckmantel der Normalität und Unvermeidbarkeit durchzusetzen. Wir als Frauen müssen eine entscheidende Rolle übernehmen und selbst zu verteidigen und nicht zuzulassen, dass diese Pandemie dazu genutzt wird, die Gesellschaft weiter zu zerstören, uns noch mehr Gewalt zuzufügen oder ein System fortzusetzen, das zur Vernichtung des Planeten führt.

Wie wir in den letzten Wochen deutlich gesehen haben, hat nicht nur die Pandemie des Corona-Virus weltweite Auswirkungen, sondern auch die Pandemie der kapitalistischen Moderne mit ihrer patriarchalen Mentalität und Gewalt. Deshalb müssen wir als Frauen weltweit unsere Beziehungen stärken, um uns gegenüber dieser patriarchalen und kapitalistischen Offensive gemeinsam zu stärken und zu organisieren. Stark werden, um die Aufrechterhaltung dieser außergewöhnlichen Maßnahmen nicht zu akzeptieren und vor allem stark zu werden, um unsere Kraft als Frauen zu vereinen, die das gesamte Weltsystem auf den Kopf stellen wird.

Denn das Corona-Virus zeigt uns einmal mehr, dass es keine andere nachhaltige Alternative gibt als eine Gesellschaft, die Menschen und Gesellschaften durch demokratische Prozesse in den Mittelpunkt der Entscheidungsfindung stellt. Die auf der Befreiung der Frauen basiert und die auf ökologische Weise mit dem Planeten verbunden ist. Eine Alternative, die das Leben verteidigt, wie wir sie und ihren Aufbau in den befreiten Gebieten Nord- und Ostsyriens miterleben können. Heute sehen wir, dass die Frauenrevolution mehr denn je eine Lösung für die weltweite Krise sein wird, in der wir uns befinden. Die Solidarität, die wir heute aufbauen, ist der Beginn unseres Kampfes für die Freiheit, den wir gemeinsam führen müssen.

Deshalb senden wir angesichts der Pandemie des Corona-Virus Kraft und Energie an alle Frauen und Menschen auf der ganzen Welt. Wir rufen alle Frauen dazu auf, sich zu organisieren, um der patriarchalen Pandemie der Staaten mit einem globalen Kampf und gemeinsamen Widerstand zu begegnen!

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