Unsere Herzen bluten: Höchste Zeit für internationale Solidarität laut aufzustehen!

„Schämt Euch. Schande über die ganze Welt für das, was ihr Afghanistan angetan habt. Warum habt Ihr das getan? Waren wir in Euren Händen nichts als ein Spielball? Ihr habt Eure dummen Entscheidungen ohne uns getroffen. Ihr zerstört alles, wofür wir so hart gearbeitet haben. Ihr widert uns an.“ Das sagte Mahbouba Seraj, Gründerin des Afghan Women‘s Network, angesichts des Rückzugs der US-Truppen aus Afghanistan letzte Woche.         

Nur wenige Tage später kontrollieren die islamistischen Taliban das ganze Land. Dieser Eroberungsfeldzug ist eine humanitäre Katastrophe! Alle Bemühungen, Geschlechterbefreiung herbeizuführen und demokratische Werte in Afghanistan zu erkämpfen, sind bedroht – und mit ihnen die Menschen, die dafür kämpfen. Die Folgen, die Frauen, Minderheiten, queeren Personen und den Menschen, die sich für demokratische Werte einsetzen, noch bevorstehen, sind aktuell nur schwer in Worte zu fassen.

Die NATO- Staaten hinterlassen Afghanistan als Schlachtfeld, das erst durch ihre imperialistische Politik der letzten Jahrzehnte geschaffen wurde. Die aktuellen Geschehnisse zeigen abermals, dass das Gerede von der westlichen Verantwortung für Demokratie und Menschenrechte schon immer eine vorgeschobene Lüge war, um geopolitische Interessen durchsetzen zu können. Der Schutz der afghanischen Bevölkerung ist kein Teil dieser Interessen. Sie wird den Islamisten überlassen. Flucht und Leid sind die Folgen. 

Es ist eine Zeit, in der die imperialistische und machtgierige Außenpolitik westlicher Staaten einem Großteil der Bevölkerung bewusst wird. Das Bild der leeren Bundeswehrmaschine, die nur sieben Menschen vom Flughafen in Kabul rettete, spricht dabei Bände. Zeitgleich verkündet ein Taliban-Sprecher auf einem türkischen Nachrichtensender: „Die Türkei ist ein Bruderstaat von uns. Wir werden eine gute Zusammenarbeit haben.“ 

NATO-Partner Türkei und Taliban Hand in Hand. Unterdessen bombardierte der türkische Staat in den vergangenen Tagen mehrmals Şengal – Am Dienstagabend sogar ein ziviles Krankenhaus. Das Ziel: Die Vernichtung des Rechts der Ezid*innen auf Selbstverteidigung und Selbstverwaltung. Diese Politik ist ekelhaft. Der islamistische Gürtel im Nahen Osten wächst immer weiter und die Bundesregierung schaut nicht nur zu. Nein – Sie sieht sich nach wie vor als enger Vertrauter des faschistischen Regimes in der Türkei – einem Bruderstaat der Taliban. Diese heuchlerische Politik ist abscheulich, menschenverachtend und muss von uns mit einem unaufhaltsamen Widerstand beantwortet werden.

Diese imperiale Politik macht uns abermals deutlich, dass nur die Gesellschaften selbst die Lösungskraft für ihre Probleme sein können. Ziel muss es sein, dass sich alle Gesellschaften an den Orten, an denen sie leben und leben wollen, selbstbestimmt organisieren können. Die eigentliche Kraft liegt bei den Menschen selbst. Insbesondere Frauen und weitere unterdrückte Geschlechter tragen die Kraft in sich das freie Leben zu erschaffen. Kein Staat wird in der Lage sein, ebendies zu tun. 

Wir rufen also dazu auf, feministische internationale Solidarität praktisch werden zu lassen. Das bedeutet für uns die selbstbestimmte Selbstorganisierung aller Menschen in das Zentrum unseres Kampfes zu setzen. 

Es gibt viele Formen des Widerstands, nutzen wir sie: Beteiligt euch weiterhin an Demonstrationen oder organisiert diese. Teilt an euren Arbeitsorten, in der Schule, an der Uni oder Nachbarschaft Materialien, Spendenkontakte und Informationen. Sprecht Politiker*innen an. Organisiert Nachbarschaftscafés, informiert die Menschen um euch herum und diskutiert mit ihnen über das aktuelle politische Weltgeschehen. Seid künstlerisch aktiv und lasst eurer Kreativität keine Grenzen. Und hört dabei vor allem der afghanischen Bevölkerung zu. 

Der imperialistischen Politik – ob in Afghanistan, im Şengal oder in anderen Teilen der Welt – muss ein Ende gesetzt werden! Das wird nur durch uns geschehen! 

Der Kampf für Freiheit wird das freie Leben erschaffen! 

Jin Jiyan Azadî 

Women Defend Rojava Deutschland

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