Liebe Freund:innen,
im Namen von Women Defend Rojava grüßen wir euch alle zur diesjährigen Newrozfeier hier in Frankfurt. Wir schicken unsere revolutionären Grüße und Solidarität an alle widerständigen Gesellschaften.
Newroz, das kurdische Neujahresfest, ist nicht nur der Beginn des Frühlings sondern auch ein Tag des Widerstandes. Wenn wir heute hier zusammen feiern, tun wir das in dem Bewusstsein, dass Kultur, Gesellschaft, Politik und Widerstand untrennbar miteinander verbunden sind. Dass es viele Facetten sind, die unseren gemeinsamen Kampf gegen Unterdrückung und Kolonisierung sowie für ein freies Leben zu einem revolutionären machen.
Wir möchten heute besonders an Sema Yüce erinnern. Şehîd Sema nahm sich vor 24 Jahren an Newroz aus Protest gegen die Repression des türkischen Staates das Leben, in dem sie sich selbst verbrannte. Kurz vor ihrem Tod schrieb sie: „Meine Leidenschaft für das Leben und als eine freie Frau haben mich dazu geführt, dies zu tun. Ich will eine Brücke aus Flammen vom 8. zum 21. März schlagen.“
Wir gedenken an Şehîd Sema mit tiefem Respekt und Bewunderung. Ihre Worte und ihr Tod erinnern uns daran, dass die Widerstände des 8. März und Newroz zusammengehören. Dass der Kampf gegen Kolonialismus und das Patriarchat untrennbar miteinander verbunden sind.
Denn weltweit sehen wir, wie das global patriarchale System die Freiheit und Selbstbestimmung der Gesellschaften und vor allem der Frauen unterdrückt. Ein Ausdruck davon ist die Besatzung Afrins, die sich dieses Jahr zum vierten Mal jährt. Dabei dauern die zahlreichen Angriffe des türkischen Staates und seiner dschihadistischen Milizen bis heute an. Weiterhin verfolgt der türkische Staat sein koloniales Projekt zur Unterdrückung der kurdischen Bevölkerung und all jener, die sich für eine demokratische Alternative, Frieden und Geschlechterbefreiung einsetzen. Um die Besatzung von Afrin, aber auch von Serêkaniyê und Girê Spî voranzutreiben, betreibt die Türkei einen kulturellen Genozid in den besetzten Gebieten. Ethnische Säuberungen und eine gezielte Politik des demografischen Wandels sind nur eine Säule dieser Politik. Waren vor der Besatzung Afrins noch 90% der Bevölkerung Kurd:innen, so hat sich diese Zahl in den letzten vier Jahren auf 35% verringert.
Der Versuch die kurdische Kultur, ihre Sprache und Geschichte auszulöschen, ist der Versuch den antikolonialen Widerstand der kurdischen Freiheitsbewegung zu brechen. Seit 100 Jahren versucht der türkische Staat diese Politik in Kurdistan voranzutreiben. Doch wenn wir uns hier heute in Frankfurt umschauen, können wir mit tiefster Überzeugung sagen: Diese Politik ist gescheitert! Weltweit gehen heute Menschen auf die Straße um Newroz zu feiern, um kurdische Lieder zu singen, um kurdische Tänze zu tanzen. Kurd:innen und Internationalist:innen, alle gemeinsam. Denn Newroz bedeutet Widerstand!
Deswegen sagen wir: Wenn wir heute in internationaler Verbundenheit gemeinsam Newroz feiern, sehen wir das als einen Akt unseres Kampfes gegen den türkischen Kolonialismus! Dann tun wir das in Solidarität mit den Menschen in Afrin und allen anderen besetzten Gebieten. Afrin ist nicht vergessen und wir werden die Besatzung nicht hinnehmen.
Die Verteidigung der Frauenrevolution in Rojava ist international, denn sie inspiriert viele feministische und Frauenbewegungen weltweit. Der kurdische Befreiungskampf, der Widerstand der Freund:innen in den Bergen Kurdistans und die Revolution in Nord- und Ostsyrien zeigen uns, dass eine gesellschaftliche Alternative auf Grundlage von Pluralismus, Demokratie, Ökologie und Geschlechterbefreiung möglich ist. Sie haben ein Feuer des Widerstands in unseren Herzen entfacht.
Tragen wir dieses Feuer weiter! Lasst uns Brücken schlagen, unsere Kämpfe verbinden und über Zeit und Ort hinweg vervielfachen! In Verbundenheit mit Şehîd Sema, den Menschen in Afrin, in Kurdistan und an jedem anderen Ort der Welt. Am 8. März, an Newroz, jeden Tag!
Bijî Newroz!
Women Defend Rojava Deutschland