Erklärung von Kongra Star zum Brand im Evin-Gefängnis in Teheran

Eine Erklärung von Kongra Star zu dem Brand im Evin-Gefängnis in Teheran:

Als Kongra Star verfolgen wir den jüngsten Angriff auf das Evin-Gefängnis in Teheran mit großer Wut. In dem als Foltergefängnis bekannten Gefängnis, in dem hauptsächlich politische Gefangene, Aktivist:innen und Kämpfer:innen für Demokratie und Freiheit inhaftiert sind, brach ein Feuer aus und es wurden Waffen gegen die Gefangenen eingesetzt. Dies geschah im Schatten der Aufstände im Iran.

Seit fast vier Wochen protestieren die Menschen in Rojhilat (Ostkurdistan) und im Iran gegen die Ermordung der Kurdin Jina Amini und sind jeden Tag auf der Straße, um einen Systemwechsel, Demokratie und Freiheit für die Frauen zu fordern. Obwohl das iranische Regime mit Gewalt gegen den Aufstand vorgeht, stellen sich die Demonstrant:innen dem herrschenden System ohne Angst und mit großer Entschlossenheit entgegen, es ist klar, dass sie eine Rückkehr zum alten System niemals akzeptieren werden.

Das Evin-Gefängnis in Teheran ist für seine Brutalität und Folter bekannt. Die meisten GEfangenen in diesem Gefängnis sind Politiker:innen, Aktivist:innen und Kämpfer:innen für Demokratie und Freiheit, sie sind die Vorreiter:innen der Gesellschaft für einen demokratischen Wandel und Widerstand in diesem Land. In den letzten Wochen wurden viele vom Regime verhaftete Demonstrant:innen im Evin-Gefängnis eingesperrt. Schon vor diesem Brand sind viele Gefangene im Evin-Gefängnis gefallen, viele der Gefangenen sind hier zum Tode verurteilt und das Schicksal vieler politischer Gefangener in diesem Gefängnis ist seit Jahren unbekannt.

Und dies ist nicht das erste Mal ist, dass das iranische Regime in Gefängnissen Massaker an Menschen verübt, die nach Freiheit und Demokratie streben. Von 1981 bis 1988 wurden Tausende von Menschen, die nach Freiheit und Demokratie strebten, vom Khomeini-Regime in den Gefängnissen von Evin und Gohardasht ermordet, ihre genaue Zahl ist bis heute unbekannt, weil das iranische Regime diese Massaker heimlich und langsam durchführte. Diese Massaker und Morde werden mit der Mentalität des Regimes und systematisch gegen jene geführt, die inhaftiert sind und sich nicht gegen diese Angriffe wehren können.

Am 9. Mai 2010 wurden vier kurdische politische Gefangene, Şirin Alamhouli, Farzad Kamanger, Ali Heydarian und Farhad Vakili nach Jahre langer Haft im Evin-Gefängnis hingerichtet. Şirin Alamhouli schrieb während ihrer Zeit im Evin-Gefängnis ‚Jin Jiyan Azadî‘ an die Wand ihrer Zelle. Mit dem Widerstandsgeist von Şirin und ihren Genoss:innen findet derzeit die Revolution unter der gleichen Parole und denselben Forderungen unter der Führung von Frauen statt.

In demselben Gefängnis, in dem letzte Nacht ein Feuer ausgebrochen ist, hat der Geist von ‚Jin Jiyan Azadî‘ Hoffnung geschaffen und wurde zum Slogan des Widerstands. Wenn der Staat dieses Gefängnis angreift, will er den Widerstand zerstören, der sich unter dieser Losung erhoben hat. Das iranische Regime konnte den Widerstand nicht mit Gewalt auslöschen, jetzt greift es den Ort an, an dem die Losung ‚Jin Jiyan Azadî‘ zum ersten Mal in Rojhilat und im Iran erhoben wurde.

Es ist nicht das erste Mal, dass es Proteste gegen das iranische Regime gibt, aber dieses Mal erheben sich tausende Menschen mit Mut und großem Willen und angeführt von den Frauen, um das System des iranischen Regimes zu zerstören. Die Bevölkerung bringt seine Position zum Ausdruck, indem es ‚Frauen, Leben, Freiheit‘ ruft und den Tod der Diktatur fordert. Nun steht das iranische Regime unter großem Druck und versucht, die Bevölkerung durch Massaker an Kurd:innen, Belutsch:innen und allen dort lebenden Menschen einzuschüchtern. Das Feuer in dem Gefängnis wurde vom Staat mit der Absicht gelegt, den derzeitigen Aufstand auszulöschen. Das Regime will die Tagesordnung im Iran und darüber hinaus ändern, indem es Informationen unterdrückt und die Wahrheit über den Brand verschweigt.

Wir verurteilen das iranische Regime, das für den Tod von hunderten Protestierenden verantwortlich ist, deren genaue Zahl bis heute unbekannt ist.

Wir gedenken all jenen, die im Gefängnis gefallen sind, und jener, die ihr Leben für die Freiheit gegeben haben. Wir grüßen den Kampf der Gefangenen und aller Menschen in Rojhilat (Ostkurdistan) und im Iran. Wir müssen unseren Kampf für die Freiheit der Frauen und aller Völker mit dem Widerstandsgeist von Şirin Alamhouli verstärken.

Darüber hinaus rufen wir alle Frauen, alle freiheitlichen und demokratischen Kräfte und Einzelpersonen auf, sich dem Widerstand überall auf der Welt anzuschließen und ihn zu unterstützen. Wir müssen die Stimme der Freiheitskämpfer:innen und des Gefängniswiderstands werden.

Mit dem Widerstandsgeist von Şirin Alamhouli, Jina Amini und Zeyneb Calaliyan rufen wir „Jin Jiyan Azadî“!

Kongra Star, 16. Oktober 2022

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