Trauer zu Wut! Wut zu Widerstand!
Ein Mann schoss heute Mittag gezielt auf mehrere Menschen vor dem kurdischen Kulturzentrum in Paris. Drei dieser Menschen wurden bis jetzt schon von seinen Schüssen ermordet. Weitere sind schwer verletzt.
Dies ist nicht das erste Mal, dass Kurd:innen in Europa massiver Gewalt ausgesetzt sind.
Zum Zeitpunkt des heutigen Angriffs fand im Verein ein Treffen des Vorbereitunskomitees für die Gedenkdemo zum 10. Jahrestags des Mordes an Sara, Rojbîn und Ronahî statt. Vor fast 10 Jahren, am 09.01.2013, wurden die drei kurdischen Revolutionärinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez hinterhältig in den Räumen des Informationsbüros Kurdistan in Paris vom türkischen Geheimdienst umgebracht. Drei Frauen, die gegen jede Form der Unterdrückung entschlossenen Widerstand leisteten und mit all ihrem Mut und Konsequenz für die Freiheit aller kämpften. Sie stellten sich gegen patriarchale Machtstrukturen und organisierten sich gegen ihre Unterdrückung. Einer von vielen Feminiziden an politischen Frauen, die sich organisieren und für ein befreites Leben kämpfen.
Und nun fast zehn Jahre später findet eine Wiederholung dieser Tat statt: Es wurden wieder gezielt Kurd:innen in Paris ermordet. Unsere Trauer und Wut sind unermesslich.
Doch Paris ist nicht der einzige Ort, an dem diese Bedrohung so aktiv ist.
Erst gestern wurde in Nürnberg das kurdische Kulturzentrum und Privatwohnungen von deutschen Behörden durchsucht. In diesem Zuge wurde auch der kurdische Aktivist Tahir Köçer festgenommen. Köçer war bis 2021 Ko-Vorsitzender des in Deutschland ansässigen kurdischen Dachverbandes KON-MED, unter welchem sich die kurdische Community auf Grundlage von von Basisdemokratie und Geschlechterbefreiung selbstorganisiert.
Gleichzeitig werden in der Türkei immer und immer wieder, so erst heute, kurdische Oppositionelle verfolgt und verhaftet. Heute wurden in neun Städten Razzien gegen Räumlichkeiten der DBP, Partei der Demokratischen Regionen, durchgeführt und 14 Politiker:innen verhaftet. In Haft erwarten sie unmenschliche Haftbedingungen und Folter.
All das gliedert sich in einen breit gefassten Krieg gegen die kurdische Bevölkerung und insbesondere die kurdische Freiheitsbewegung ein. Dieses Jahr hat dieser Krieg an vielen Orten eine neue Eskalationsstufe angenommen. Dies wird deutlich an dem wiederholten Einsatz von Giftgas in Südkurdistan (Nordirak) und dem heutigen Attentat in Paris. Die kurdische Freiheitsbewegung setzt sich seit nun mehr 40 Jahren, für die Freiheit der kurdischen Bevölkerung, für ein freies und selbstbestimmtes Leben aller und vor allem für Frauenbefreiung ein. Doch dafür wird sie weltweit kriminalsiert und attackiert.
Wir fordern eine Aufklärung der Morde in Paris vom 9.1.2013 und von heute!
Wir fordern die Entkriminalisierung der kurdischen Freiheitsbewegung!
Solange nicht alle Menschen und Geschlechter ein freies und selbstbestimmtes Leben führen können, werden wir weiter kämpfen – in Gedenken an die Ermordeten von Paris!
Nieder mit dem Patriarchat und nieder mit dem Faschismus!
Berxwedan Jiyanê!
Sara, Rojbîn, Ronahî – Jin Jiyan Azadî!