Jin, Jiyan, Azadî – Zan, Zendegi, Azadi – Frau, Leben, Freiheit!
Letztes Jahr, am 11. Jahrestag der Frauenrevolution in Rojava am 19. Juli 2023, haben wir unsere Plakataktion gestartet. Seitdem haben wir uns auf ganz unterschiedliche Arten und Weisen mit dem Slogan Jin Jiyan Azadî auseinandergesetzt. In gemeinsamen Aktionen haben wir die Kraft der Frauenrevolution künstlerisch und kreativ zum Ausdruck gebracht.
Heute am 8. März – dem internationalen Frauenkampftag – wollen wir die entstandenen Werke mit euch teilen. Seit über 100 Jahren gehen Frauen und Menschen weiterer widerständiger Geschlechter an diesem Tag auf die Straße. An diesem Tag zeigen wir allen, dass dieses gewaltvolle System des Patriarchats nicht unser System ist, nicht das der Gesellschaft und nicht das, in dem es Gerechtigkeit geben kann.
Jin und Jiyan, also Frau und Leben, stammen im Kurdischen von der gleichen Wortwurzel. Das symbolisiert den engen Zusammenhang zwischen der Bedeutung der Frau und dem Leben. Azadî bedeutet Freiheit.
Wenn wir über “Jin, Jiyan, Azadî” reden, ist es auch wichtig über den Vordenker der Frauenbefreiungsideologie und der Philosophie sowie des Slogans zu reden. Sein Name ist Abdullah Öcalan. Seit mittlerweile 25 Jahren ist er in Isolationshaft auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali eingesperrt.
Die Freiheitsbewegung Kurdistans sieht in der Entstehung des Patriarchats vor 5000 Jahren den Beginn von Macht und Herrschaft. Mit der Unterdrückung der Frau ging die Ausbeutung der Natur, die Aufteilung in Klassen, die Entstehung von Staaten und Privateigentum einher. Daraus entwickelte sich ein System, das wir heute das kapitalistische Patriarchat nennen. Ein System, das darauf ausgerichtet ist, alles Lebendige bis zu seiner Zerstörung auszubeuten.
Im Jahr 2023 gab es in Deutschland 193 gezählte Feminizide an Frauen und Mädchen. Die Dunkelziffer ist um einiges größer. Wir sehen die patriarchale Gewalt aber auch in sexistischen Kommentaren oder alltäglichen Sexismus, sehen sie in der Sexualisierung der Frau, in der Abwertung des weiblichen Körpers, in der Vereinzelung, der häuslichen Gewalt, der eigenen Selbstablehnung, in der ökonomischen Ausbeutung. Weltweit spitzt sich die politische Lage in Form von Kriegen, Krisen und Umweltzerstörung zu.
In den letzten Monaten hat der türkische Staat die Angriffe auf die Selbstverwaltung und Nord- und Ostsyrien ununterbrochen weitergeführt. Die Frauenrevolution ist diesem Regime ein Dorn im Auge, da sie mit den Grundpfeilern von Frauenbefreiung, Ökologie und Demokratie seine hegemonialen Machtansprüche ins Wanken bringt. Im Oktober, Dezember und Januar hat der türkische Staat diese Angriffe weiter intensiviert und gezielt die zivile Infrastruktur der Selbstverwaltung angegriffen. Diese Angriffe haben das Ziel die Revolution in Rojava zu zerstören und die Menschen aus der Region zu vertreiben. Sie haben das Ziel den Kampf der Frauen für Freiheit und Selbstbestimmung zunichte zu machen. Sie zielen darauf ab, die Errungenschaften, die fortschrittlichen Ideen und das Gesellschaftsmodell zu vernichten und ein Leben in der Region unmöglich zu machen. Diese Angriffe richten sich gegen alle Menschen, die für ein friedliches Zusammenleben aller Völker einstehen.
Und trotzdem erblüht weltweit der Widerstand gegen diese Poltik des Krieges und der Zerstörung immer weiter. Frauen erheben sich weltweit – in Kurdistan, in Balochistan, im Iran, in Chiapas, in Argentinien, in Benin, Uganda oder Nigeria. Das 21. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Frauenrevolution.
Lasst uns heute, am 8. März und an jedem anderen Tag zusammenstehen und den patriarchalen Angriffen auf unser aller Leben ein Ende setzen. Lasst uns kreativ werden und unserer Wut einen Ausdruck verleihen.
Jin Jiyan Azadî – Gemeinsam verteidigen wir das Leben!