Über Zenobiya: Die Frauenunion in den arabischen Gebieten Nord- und Ostsyriens

Die Frauenunion Zenobiya ist seit 2021 die Dachorganisation arabischer Frauen in Nord- und Ostsyrien und damit vor allem in den Regionen Raqqa, Tabqa, Minbic, und Deir ez-Zor vertreten.

Situation der Frauen in den arabischen Gebieten

Frauen hatten in den arabischen Gebieten in den letzten Jahrzehnten ‚begrenzte Freiheiten‘ leben können, gingen zur Schule und absolvierten teilweise die Universität. Dennoch beklagten sie die Rolle, die Frauen in der Gesellschaft zugewiesen wurde, als dermaßen untergeordnet und einflusslos, dass sie sich selten wirklich selbstbestimmt fühlten. Dann kam es 2014 zur Terrorherrschaft der islamistischen Gruppierung Daesh, dem sogenannten ‚Islamischen Staat‘, unter der Frauen über Nacht quasi jegliche Rechte verloren.

Houda Isa Ali, Sprecherin von Zenobiya, erzählt über die Geschichte der Region und ihre Auswirkungen auf die Situation der Frauen: „Frauen hatten große Hoffnungen in die syrische Revolution gesetzt. Sie hofften, dass sie ihre Rechte, ihre Freiheit bekämen und sich in vielen Bereichen engagieren könnten. All diese Hoffnungen wurden zunichte gemacht, als die [Syrische] Revolution von ihrem Pfad abkam. Dann begann die IS-Besatzung. Das war ein noch viel schwererer Schlag für die Frauen. Sie wurden abgeschlachtet, auf Märkten verkauft, in Häusern eingesperrt, gezwungen, schwarze Laken zu tragen, vergewaltigt und auf Befehl des IS versklavt.“

Die Gründung von Zenobiya

Nach der Befreiung von Raqqa und Deir-ez-Zor Ende 2017, durch die Frauen- und Volksverteidigungseinheiten YPJ, YPG und die Syrian Democratic Forces (SDF) begannen einige Frauen sich zusammenzutun und sich schrittweise gegen die nun herrschende Mentalität zu organisieren. Denn der IS hatte nicht nur tiefe Wunden und Traumata hinterlassen, sondern auch enorme, nachhaltige Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben. Zwar rissen sich bei der Befreiung Raqqas viele Frauen den Niqab vom Gesicht und die schwarze Abiya vom Körper, um sie zu verbrennen, doch so einfach wie ein Stück Kleidung ließen sich die sozialen und psychologischen Auswirkungen nicht ablegen.

Anfangs wurden in verschiedenen Städten Frauenräte gegründet. Nach einigen Jahren der Arbeit in diesen Räten, in denen Frauen miteinander diskutierten, Bildungen abhielten, andere Frauen aufsuchten und ihre Geschichten miteinander teilten wurde schließlich der Entschluss gefasst, sich unter dem Dach einer gemeinsamen Organisation zusammenzuschließen. 2021 gründete sich die Frauenunion Zenobiya.

Bei der offiziellen Gründungsfeier erklärte Maryam Ibrahim, eine der Regionalrepräsentantinnen von Zenobiya: „Wenn dieses Treffen eines zeigt, dann, dass die Frauen zu Vorbildern und Pionierinnen in der Gesellschaft geworden sind. Heute, vier Jahre nach der Befreiung dieser Gebiete, können wir sagen, dass dies der Beginn der Wiedergeburt der freien Frau ist, die sich im Rahmen des Projekts der demokratischen Nation organisiert und in allen Institutionen und Bereichen arbeitet“.

Aktuelle Ziele und Arbeiten: Die Fortführung der Frauenrevolution

Das Ziel von Zenobiya ist es heute, Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen zu organisieren, zu bilden und in ihrem Kampf um Selbstbestimmung zu stärken. Damit will die Frauenunion letztlich auf die vollständige Umsetzung des Gesellschaftsvertrags der Demokratischen Selbstverwaltung  der Region Nord- und Ostsyrien hinarbeiten, welcher die Frauenbefreiung zur Grundlage nimmt. Um dies zu erreichen, führen die Frauen Zenobiyas unermüdlich Bildungen (auch für Männer) durch, besuchen Familien und bauen Schutzhäuser für Frauen auf, machen Kampagnen gegen Zwangsheirat sowie Polygamie. Die Arbeiten Zenobiyas finden in den folgenden Komitees statt: Ökonomie, Bildung, Presse, Ideologie, Verteidigung, Gefallenenfamilien, Kultur und Frieden.

Schlussendlich hat Zenobiya als Selbstorganisierung der Frauen den gesamtgesellschaftlichen Wandel im Blick, bei dem die Frauen eine Vorreiterinnenrolle einnehmen: „Unser Ziel ist es sie auf allen Ebenen zu stärken und ihnen eine führende Rolle auf dem Weg zu einer politischen Lösung in Syrien zu geben, die Hoffnungen und Bestrebungen der syrischen Frauen zu verwirklichen und Syrien einen dauerhaften Frieden zu bringen“.

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