Im Interview mit Rihan Loqo, Sprecherin von des Frauendachverbandes Kongra Star in Nord- und Ostsyrien, berichtet sie über den wichtigen Kampf gegen nationalistische, religiös-fundamentalistische, sexistische und staatszentrierte Mentalitäten sowie über die aktuelle Notwendigkeit, dass Frauen Verantwortung für den Aufbau einer neuen syrischen Verfassung übernehmen:
„Die Revolution vom 19. Juli war die Initialzündung für den Widerstand in der Stadt Kobanê. Es wird oft gesagt, dass die Frauen erst bereit waren, sich an der Revolution zu beteiligen, als sie begann. In der Tat haben die Frauen zwischen 2005 und 2012 eine führende Rolle in der Revolution eingenommen. Das Besondere an der Revolution ist, dass sie es den Frauen ermöglichte, ihre eigene Revolution innerhalb der Revolution zu schaffen. In allen Lebensbereichen, vom System der Kommunen, dem System der Räte, dem System des Ko-Vorsitzes, der Frauenverteidigung, der Frauenwirtschaft, der Bildung und den Akademien, einschließlich der Justiz und der Frauenhäuser, haben die Frauen in Nord- und Ostsyrien mutig ihr autonomes System aufgebaut, um eine gleichberechtigte Gesellschaft, eine demokratische Gesellschaft und eine Gesellschaft auf der Grundlage der demokratischen Familie zu schaffen.
Alles begann mit der freien Frau. Wie können wir ein freies gemeinsames Leben schaffen? Die demokratische Familie, das Ko-Vorsitzsystem, die Verteidigung und die Rechte der Frauen im Allgemeinen in jedem Bereich. Die Frauen haben eine schwere Last und Aufgabe auf ihre Schultern gelegt, um größere Veränderungen innerhalb der Revolution herbeizuführen. Deshalb können wir sagen, dass mit diesen Errungenschaften, mit dieser Organisation, mit den Bereichen, die die Frauen aufgebaut und organisiert haben, ein Modell für die ganze Welt entstanden ist, nicht nur für Nord- und Ostsyrien. Das System des Ko-Vorsitzes ist eine der wichtigsten Errungenschaften. Es wurde mit der Anstrengung und der großen Kraft der Frauen aus Nord- und Ostsyrien aufgebaut. Die Kommunen, Räte, Stiftungen, Institutionen, Gremien und die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien arbeiten mit diesem System. Dies ist eine unserer wichtigsten Errungenschaften. Es führt dieses System mit freiem Willen und mit der Mentalität und Philosophie von Jin Jiyan Azadi.
Andererseits können wir sagen, dass sich jede Revolution, ebenso wie das System von Gerechtigkeit und Gleichberechtigung, auf die Wissenschaft stützt. Die Frauenrevolution stützt sich auf die Wissenschaft der Jineolojî. Mit der Jineolojî wird eine Gesellschaft gleichberechtigter, demokratischer, friedlicher und ruhiger. Sie stützt sich insgesamt auf die wissenschaftlichen Perspektiven und des Wissens der Jineolojî. Die Perspektive der Frauen findet sich in allen Bereichen des Lebens wieder, wie im Bereich der Wirtschaft, der Verteidigung, der Justiz, der Diplomatie, der Politik usw. Auch von dieser Seite können wir sagen, dass dies eine wichtige Errungenschaft der Frauen ist. Dies wurde zum Beispiel genutzt, um Aussagen zu widerlegen wie: Frauen können keine Wissenschaftlerinnen sein, Frauen können Wirtschaft nicht leiten, Frauen können keine Politik machen. Ja, Frauen haben in dieser Revolution die wichtigsten Bereiche aufgebaut, von denen gesagt wurde, dass Frauen das nicht können, und sie sind ein Beispiel für Nord- und Ostsyrien geworden. Heute wird der demokratische Konföderalismus der Frauen in Nord- und Ostsyrien nicht nur mit der Vorreiterinnenschaft der kurdischen Frauen angeführt, sondern auch von arabischen, turkmenischen, suryoye, tscherkessischen und êzîdischen Frauen in einem gemeinsamen Kampf gegen Besatzung, Rassismus, Sexismus und religiösen Fundamentalismus. Durch diesen Kampf, diesen gemeinsamen Widerstand von Frauen, Frauenorganisationen und Frauenbewegungen erhielt die Revolution in Nord- und Ostsyrien eine vielfältige Stärke, und so wurde die Revolution in Nord- und Ostsyrien zu einer Frauenrevolution.
Deshalb kämpfen alle Frauen in der gesamten Region gemeinsam gegen jede Art von Gewalt, gegen jede Art von Mentalitäten wie Herrschaft und Rassismus und setzen sich Tag für Tag dafür ein, dass die Errungenschaften der Frauenrevolution zur Geltung kommen. Damit Nord- und Ostsyrien ein Beispiel für die ganze Welt werden kann. Was vielleicht jede:r sehen kann und was sogar einen Einfluss auf eine:n hat, ist der Widerstand und der Aufbau der Kräfte der YPJ, der Fraueneinheiten in den Asayiş [inneren Sicherheitskräften]. Das ist auch eine Errungenschaft innerhalb der Revolution, da sie gegen den IS [sogenannten Islamischen Staat], gegen den Terror in der Welt gekämpft haben. An diesem Punkt haben die Verteidigungskräfte der YPJ einen historischen Widerstand gegen sie geleistet. Wir können sagen, dass sich alle Lebensbereiche in Bereiche freier Frauen verwandelt haben, in Bereiche des Wissens der Frauen und wo ein anderes Leben entstehen kann. Die kurdischen Frauen und die Frauen in der ganzen Welt, von Rosa Luxemburg bis zu unserer Wegweiserin Sakine Cansiz, haben bis heute einen großen Kampf gegen 4 Seiten geführt, ohne aufzuhören. Insbesondere im Kampf der kurdischen Frauen gegen Rassismus, religiösen Fundamentalismus, Sexismus und Nationalismus hat es einen ununterbrochenen historischen Widerstand gegeben. Wir in Nord- und Ostsyrien sind auch ein Teil von Syrien und Syrien ist ein Teil des Mittleren Ostens. Deshalb kämpfen wir gegen Mentalitäten des Mittleren Ostens wie religiösen Fundamentalismus, Rassismus und Sexismus, und dies ist ein historischer Kampf und Widerstand, der mit der führenden Rolle der Frauen im 21. Jahrhundert. In diesem Jahrhundert gab es nicht nur in Nord- und Ostsyrien, sondern auch in Nordkurdistan und der Türkei, in Ostkurdistan und dem Iran, in Südkurdistan und dem Irak, in ganz Kurdistan Widerstand, Kampf und Aufstand gegen diese Mentalitäten. Die Wahrheit ist, dass das Ziel eines freien Lebens mit der Mentalität des religiösen Fundamentalismus und des Nationalismus nicht erreicht werden kann. Sie lassen ein demokratisches Leben, eine demokratische Familie nicht entstehen. Sie lassen nicht zu, dass sich der Wille freier Frauen in der Gesellschaft entwickelt. Sie lassen nicht zu, dass Frauen eine Rolle bei Entscheidungsfindungen, bei der Umsetzung der Politik oder der politischen Strategie des Landes und bei vielen anderen großen und kleinen Projekten spielen. Was ist das Ziel dieser Mentalitäten? Sie wollen die Farbe der Frauen auslöschen.
Zweitens, wird die Frau oft darüber definiert, dass sie nur für die Kinder da ist, sie zur Welt bringt und dem Mann, Vater oder Bruder dient. Aber die Frau kann eine Rolle in der Politik spielen. Die typischen Aussagen, die im Mittleren Osten immer wieder aufkommen, sind von einer religiösen Mentalität geprägt. Das kritisieren wir. Wir kritisieren sie nicht nur, wir bekämpfen sie gemeinsam als Frauen. Deshalb können wir sagen, dass es ein Syrien ist, in dem ein großer Kampf der Frauen und der Völker kontinuierlich stattgefunden hat. In diesem Kampf geht es um die Frage, wie wir auf eine freiere, demokratischere und friedlichere Weise leben können. Unser Aufruf lautet also: Was für ein Syrien wollen wir? Ein demokratisches, gleichberechtigtes Syrien, in dem Frieden und Ruhe existieren. Wir wollen ein Syrien, dessen neue Verfassung mit der führenden Rolle der Frauen geschaffen wird. In dem neuen Syrien müssen die Rechte der Frauen und die Farbe sowie Identität der Frauen verteidigt werden, und die Frauen müssen eine wesentliche Rolle in der entstehenden Verfassung spielen. Die Revolution in Nord- und Ostsyrien ist als Frauenrevolution bekannt geworden, und es gibt viele Einrichtungen und Stiftungen für Frauen, Kinder und behinderte Menschen, so dass die Rechte von ihnen und aller Ethnien verteidigt werden müssen und diese Errungenschaften zur Demokratie werden. Nord- und Ostsyrien ist bekannt für seine unterschiedlichen Völker, Glaubensrichtungen, Ethnien, Vielfalt, Mehrsprachigkeit und Kulturen. Daher können wir sagen, dass der Gesellschaftsvertrag von Nord- und Ostsyrien von allen Völkern vereinbart wurde. Darin wurden alle Rechte der Frauen, der Völker, der ethnischen Gruppen und der Kinder verteidigt. So lebt die Bevölkerung als Ganzes friedlich zusammen. Die neue syrische Verfassung muss daher, wie der Gesellschaftsvertrag von Nord- und Ostsyrien, alle religiösen Rechte, die Rechte der Ethnien, der Völker, der Frauen und der Kinder enthalten und diese müssen in der neuen Verfassung Syriens ihren Platz finden. Wenn das nicht der Fall ist, dann können wir nicht von einem demokratischen Syrien sprechen. Dann können wir nicht von einem gleichberechtigten Syrien sprechen.
In Syrien hat sich nach so vielen Jahren ein Wandel vollzogen. Vom ersten Funken der Revolution bis heute können wir sagen, dass der türkische Staat immer wieder Angriffe auf die Errungenschaften der Revolution verübt hat. Er zielt auf die hier aufgebaute Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens. So wird die gelebte Freundschaft aller Völker zur Zielscheibe der Angriffe. Die führende Rolle der Frauen innerhalb der Revolution für ein demokratisches und gleichberechtigtes Leben wird zur Zielscheibe. Sein Ziel ist es, dieses Projekt auszulöschen. Deshalb setzt er alle verfügbaren Mittel und Militärtechniken ein, um die Errungenschaften in Nord- und Ostsyrien mit all diesen Mitteln anzugreifen. Einerseits mit Drohnen und islamistischen Söldnern, die der türkische Besatzerstaat ausgebildet und organisiert hat, um das Gebiet zusammen anzugreifen. Andererseits kann man die beiden nicht voneinander trennen oder unterschiedlich behandeln, wenn wir uns betrachten wie gezielt sie die Vorreiterinnen dieser Revolution angreifen. Wir können sagen, dass die Dschihadisten und all die verschiedenen Gruppen, die mit dem türkischen Staat verbunden sind, auch wenn sie ihre Namen geändert haben, alle vom türkischen Staat ausgebildet und organisiert wurden. Deshalb können wir beide nicht voneinander trennen. Ob es nun Abu Amshar ist, der unsere Freundin Hevrin Xelef ermordet hat, oder Baghdadi, der Tausende von Menschen enthauptet und getötet und Massenmorde an verschiedenen Völkern, Frauen und Kindern verübt hat. Wir können Baghdadi nicht von Abu Amshar und Dscholani nicht von Erdogan trennen. Wir haben es heute mit Personen zu tun, die Massenmorde im großen Stil beaufsichtigt haben. Deshalb können wir heute im besetzten Afrin sehen, dass Frauen in Gefängnissen schwer gefoltert werden. Die Kinder werden in einer anderen Sprache unterrichtet, in Türkisch. Was macht die türkische Sprache in Syrien? Sie zwingen die Kinder, Türkisch zu lernen, zwingen ihnen die Sprache auf, ermorden Frauen und richten jegliche Formen von Gewalt gegen sie. Und das nicht nur in Afrin, Girê Spî und Serêkaniyê, Bab, Cerablus, Ezaz und anderen vom türkischen Staat besetzten Städten. Jeden Tag werden Frauen und Kinder von den dschihadistischen Gruppen ermordet. Dazu herrscht in der Welt dieses Schweigen. Es herrscht ein großes Schweigen, das es zulässt, dass die Gefängnisse in diesen Gebieten nicht inspiziert und besucht werden. Sie sehen nicht, wie es in der Gesellschaft aussieht, wie die Situation von Frauen, Kindern und behinderten Menschen ist und wie das Leben dort geführt wird. Dort werden Folter und alle Arten von Gewalt angewendet. Nun gehen sie gegen andere Städte vor: Tel Rifat, Şehba und jetzt Minbic [Manbidsch].
In solchen Momenten, in denen wir sehen, wie Menschen angegriffen werden, werden auch Frauen und ihre Errungenschaften angegriffen, wie das jüngste Video zeigt, in dem die drei Kämpferinnen der Verteidigungseinheiten gefangen genommen werden und allen Arten von Gewalt ausgesetzt sind. Dieses Video hat sich in der ganzen Welt verbreitet. Aber leider herrscht immer noch ein tiefes Schweigen über all die Morde an Frauen und die verschiedenen Arten von Übergriffen. Sie wollen die Psychologie der Frauen beeinflussen und verändern. Und noch etwas: Menschen, die schweigen, zeigen, dass sie Verbündete dieser Taten sind. Wer die Augen davor verschließt, macht sich letztlich mitschuldig an den Taten, die gegen Frauen begangen werden. Deshalb ist der Ort in Syrien, der am sichersten und ruhigsten ist und an dem Frauen wirklich frei und gleichberechtigt leben können, Nord- und Ostsyrien. Das ist der Grund, warum der türkische Staat dieses Gebiet jeden Tag angreift und mit Hilfe seiner islamistischen Gruppen noch mehr Morde an Frauen und Kindern sowie an der Bevölkerung begehen will. Und warum? Weil das Projekt hier als Beispiel für Syrien dienen könnte. Das sieht man heute auch in Damaskus bei Heyat Tahrir al-Sham, wenn sie Frauen, gebildeten Frauen, wie Lehrerinnen, sagen, dass sie sich verhüllen sollen. Wir können sagen, dass sie Frauen angegriffen haben, die einen bestimmten Status in der Gesellschaft hatten. Es ist klar, dass sie ein religiös-fundamentalistisches Syrien schaffen wollen.
Deshalb ist unser ständiger Kampf gegen die Besatzung, gegen religiösen Fundamentalismus und gegen Rassismus so schwierig. Denn diejenigen, die diese Mentalität vertreten, können keine Demokratie aufbauen. Von einem religiös-fundamentalistischen Menschen kann man keine Demokratie erwarten. Auf diese Weise wird die Demokratie nicht verwirklicht oder umgesetzt. Wir sollte jene Momente nicht vergessen, als die Situation in Syrien sehr schwierig war, das Chaos drohte und verschiedene Gruppen zu Beginn der Revolution auftauchten. Die ersten Momente zu Beginn der Revolution in Syrien, als die Menschen sich gegen das Regime erhoben, als die Gewalt begann, zu diesem Zeitpunkt entstanden viele Gruppen. Auch die Menschen Nord- und Ostsyriens konnten diese Chance für sich nutzen. Es war das Projekt der demokratischen Nation, das uns da herausgeholt hat, das uns befreit hat und das eine so starke Verteidigung mit einer starken Militanz, mit einem entschlossenen Widerstand geschaffen hat und uns dazu brachte, einen ständigen Kampf gegen all diese Mentalitäten zu führen. Es war das Projekt von Abdullah Öcalan. Deshalb hat uns das Projekt von Abdullah Öcalan eine Philosophie, eine Ideologie, Verteidigungskräfte und einen Status ermöglicht, was heute eines der schwierigsten Dinge in der Welt ist. Für sich selbst sehen sie das Projekt als sehr gefährlich an. Und warum? Sie wollen nicht, dass das Projekt der Demokratie, Gleichheit und Geschwisterlichkeit mit der führenden Rolle der Frauen sichtbar wird. Warum wollen sie das nicht? Weil die Mentalität der Besatzung, die Mentalität des Nationalismus, keine Vielfalt duldet. Sie wollen nicht, dass es in diesen Ländern eine Vielfalt von Kulturen gibt. Sie wollen nicht, dass es eine Vielfalt von Identitäten gibt. Sie wollen nicht, dass es eine Vielfalt von Wegen gibt. Nationalismus geht immer von einer Sprache, einer Nation, einer Kultur, einer Flagge aus und entsteht auf diese Weise. Andere Nationen, andere Völker, andere Sprachen werden nicht akzeptiert. Abdullah Öcalan hat nicht nur dieses Mal, sondern auch schon früher gesagt, dass er bereit sei, eine Rolle bei der Lösung der Probleme im Mittleren Osten zu spielen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Er sei bereit die Probleme des gesamten Mittleren Ostens und nicht nur Syriens zu lösen. Wegen dieser Meinung wurden die Treffen mit Abdullah Öcalan lange Zeit unterbrochen. Sie erlaubten seinen Anwälten und seiner Familie nicht, ihn zu treffen. Sie verhängten wiederholt 6-monatige Disziplinarstrafen aus verschiedenen Gründen. Sie ließen keine Treffen mit Abdullah Öcalan zu, weil sie Angst vor ihm haben. Sie fürchten Abdullah Öcalans Stärke, seine Macht. Denn sie wissen, dass das Projekt der demokratischen Nation ein Projekt von Abdullah Öcalan ist. Sie fürchten dieses Projekt. Wenn Abdullah Öcalan sagt: „Ich kann eine Rolle bei der Lösung der Konflikte im Mittleren Osten spielen“, dann akzeptieren sie das nicht. Auch wir haben eine Philosophie. Die Philosophie von Jin Jiyan Azadi, die Abdullah Öcalan begründet hat und die der Grund dafür ist, dass wir mit seinem Mut und seinem freien Leben ein Beispiel für die ganze Welt in Bezug auf Freiheit und Gleichberechtigung geworden sind. Deshalb glauben wir, dass, wenn Abdullah Öcalan vom ersten Tag an seine Rolle hätte spielen können, Syrien und der Mittlere Osten nicht eine solche Krise erlebt hätten. So viele Kriege hätten nicht stattgefunden und so viele Menschen wären nicht getötet worden. Es wären nicht so viele Rechte ausgehöhlt worden. Wenn sie Abdullah Öcalan die Möglichkeit geben, sich in dieser Phase für eine Lösung einzusetzen, dann glauben wir, dass der ganze Krieg im Mittleren Osten aufhören wird. Dann wird es ein freies Leben für alle Identitäten und alle Religionen und Glaubensrichtungen sowie alle Völker mit ihrer Identität, mit ihrer Religion, mit ihrer Kultur und mit ihrer Sprache geben. Dann würde das Modell, das in Nord- und Ostsyrien entstanden ist, für Kurdistan und den gesamten Mittleren Osten für alle Völker eine Wirklichkeit werden. Dann würden sie den Mittleren Osten nicht im bestehenden Jahrhundert belassen, sondern der Mittlere Osten würde in das Jahrhundert der demokratischen Moderne eintreten.
Im aktuellen Krieg geht es um Existenz und Nicht-Existenz. Deshalb ist es ein Kampf, ein Kampf für die Freiheit. In den vergangenen 12 Jahren der Revolution in Nord- und Ostsyrien wurde durch all seine Völker und mit der führenden Rolle der Frauen ein historischer Widerstand und ein historischer Aufstand Wirklichkeit. Der IS [sogenannter Islamische Staat] wurde dank der Vorreiterrolle der Frauen vernichtet. Mit der Vorreiterrolle der Frauen wurden alle Kräfte, die der türkische Staat in diesem Gebiet ausgebildet hat, vernichtet und mit der Kraft der Frauen und Männer aus Nord- und Ostsyrien, der YPJ und der YPG wurde die Welt befreit, nicht nur Nord- und Ostsyrien. Die Welt wurde von der Gefahr, die der IS [sogenannter Islamische Staat] für die Welt darstellte, befreit.
Auf dieser Grundlage, in dieser historischen Zeit, in diesen historischen Momenten, ist dies unser Aufruf an alle Frauen, an alle jungen Frauen: dieser Kampf ist ein Kampf der Ehre, ein Kampf der Existenz oder der Auslöschung. Wenn wir ein freies und gleichberechtigtes Leben aufgebaut haben, dann müssen wir auch das freie Leben bis zum letzten Moment verteidigen. Wir müssen uns für die Philosophie von Jin Jiyan Azadî und unsere Errungenschaften aus dem Projekt, das ein Beispiel für ganz Kurdistan und den Mittleren Osten ist, verantwortlich fühlen. Wir müssen die Verantwortung dafür übernehmen. Wir und jeder Mensch, dessen Herz für die Freiheit schlägt, dessen Herz für die Demokratie schlägt, wir gehen gemeinsam auf jede Straße, in jedes Dorf, in jede Stadt, wir werden unsere Pflicht erfüllen, unser Land und unsere Erde zu verteidigen. Wir werden unsere Errungenschaften verteidigen. Für die Verteidigung unserer Errungenschaften ist es notwendig, dass jeder zu den Waffen greift und gegen die Mentalität der Besatzer und gegen eine Welt kämpft, die den Frauen Rassismus und religiösen Fundamentalismus aufzwingt. So wie im Jahr 2012, als wir einen historischen Widerstand gegen all diese Mentalitäten geleistet haben. Heute werden wir Widerstand leisten und gegen die Mentalität kämpfen, die die Welt der Frauenrevolution im Geiste von Arin, Zeryan, Leyla und Hevrin bezwingen will, und wir werden ihnen nicht erlauben, einen Fuß auf unser Territorium zu setzen. Wir werden nicht zulassen, dass das Projekt der Frauenrevolution zur Zielscheibe wird. In diesem Sinne ist unser Aufruf an alle jungen Frauen zu kommen und gemeinsam unsere Gebiete zu verteidigen, gemeinsam werden wir unsere Kräfte der YPJ stärken. Gemeinsam werden wir die Selbstverteidigungskräfte der Frauen stärken. Wir werden unsere Kraft nutzen, um diese Mentalität und alle Pläne des Feindes zu vereiteln.“