YPJ – Kommandantin Newroz: ‘Die Rojava Revolution zeigt uns die Stärke der Menschen und Frauen’

Anlässlich des 8. Jahrestages der Rojava Revolution interviewte ANF-News YPJ-Generalkommandantin Newroz Ehmed. Sie machte vor allem deutlich, dass die Rojava-Revolution die Macht der Bevölkerung und Frauen gezeigt habe. Das Interview wurde im Originalem auf Kurdisch hier veröffentlicht: https://anfkurdi.com/rojava-sUriye/newroz-ehmed-rojava-heza-gel-u-jine-nisan-da-130548 (mit Video).

Unter welchen Bedingungen fand die Revolution statt und welche Etappen hat sie durchlaufen?

In den Jahren 2010-2011 hatte eine revolutionäre Initiative begonnen. Die Menschen hatten auf die bestehende Krise des Systems reagiert, die sie nicht mehr tolerieren konnten. Insbesondere wurden wir Zeugen der Aufstände der arabischen Bevölkerung in den Aufständen, die als Arabischer Frühling bezeichnet wurden. Die Menschen tolerierten die Verfolgungen, die für sie offensichtlich waren, nicht mehr. Die Proteste entwickelten sich in Wellen. Auch die kurdische Bevölkerung gehörte zu den Gesellscahften, die mit diesen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten und in jeder Hinsicht mit Völkermorden konfrontiert waren. So schloss sich die kurdische Bevölkerung dieser Welle des Aufstandes an. Es wollte für seine Freiheit kämpfen. Die Situation war sehr herausfordernd. Die einzige Stärke der Bevölkerung bestand darin, dass sie sich organisiert und mit einem Gefühl der Freiheit an die Revolution angepasst hat.

Vor allem Frauen versammelten sich auf den Plätzen und füllten diese. Das 21. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Frauen, und das war deutlich zu sehen. Was unsere von anderen Revolutionen unterscheidet, ist der Wunsch, für Selbstbestimmung und Freiheit zu kämpfen, das Bewusstsein, die Entwicklung und der Kampf um die Beteiligung aller Gesellscahften. Wir haben diese Revolution der Gesellschaft mit unseren eigenen Mitteln geschaffen. Es gab Kräfte, die in diese Revolution eingreifen wollten, aber es wurde ihnen nicht erlaubt, dies zu tun. Hier lebten arabische, tscherkessische, assyrische, syrische, armenische und kurdische Menschen jahrelang zusammen. Dieser Ort ist ein Mosaik aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen, so dass diese in dem Wunsch geschwisterlich zusammenzuleben, eins wurden. Die Zersplitterung, die das syrische System verfolgte und umsetzte, um die Gesellschaft zu spalten, wurde mit dieser Revolution beseitigt.

Die Rojava Revolution entwickelte sich mit den Frauen als Vorreiterinnen, so sieht die Welt diese Revolution… Wie beurteilen Sie diese Idee einer “Revolution innerhalb der Revolution”?

Da die Rojava Revolution eine von Frauen angeführte Revolution ist, wird sie auch als Frauenrevolution bezeichnet. Weil es eine revolutionäre Realität ist, dass Frauen in allen Bereichen eine führende Rolle übernommen haben. Mit der Liebe zur Freiheit haben wir uns Schritt für Schritt allen Schwierigkeiten gestellt, Widerstand geleistet, uns aufrecht hingestellt, um die Ketten der Sklaverei zu durchbrechen, die jahrtausendelang angenommen wurden, und um Freiheit zu erlangen. Dieses Bewusstsein nahm mit jedem Schritt im Laufe der Zeit zu. Die Beteiligung der YPJ beeinflusste die ganze Gesellschaft. Frauen zeigten, dass sie in der Lage waren, in allen Bereichen stark zu stehen. Aus diesem Grund wurde mit dieser Revolution nicht nur das System des Staates zerstört, sondern es wurde auch eines der wichtigen Merkmale deutlich, nämlich eine Revolution innerhalb der Revolution zu sein, die die Stärke der Frauen zeigte. Frauen sind im politischen, sozialen, diplomatischen, wirtschaftlichen und militärischen Bereich tätig, und das ist für alle klar erkennbar. Frauen sind in allen Bereichen der Gesellschaft mit ihren Ansichten und Ideen präsent, und auf diese Weise haben wir das demokratische, ökologische und frauenfreie Leben erreicht.

Als die türkische Besatzung von Serêkaniyê und Girê Sipî stattfand, gab es auch starke Reaktionen vieler Menschen weltweit. Was ist Ihr Kommentar dazu?

Revolutionäre Frauen kämpften überall und wurden mit Angriffen konfrontiert. Im Jahr 2014 setzten sich die YPJ-Kräfte gegen die Angriffe der IS-Söldner in Shengal zur Wehr und kämpften bis zuletzt gegen diese Angriffe. Natürlich wurde auch die Welt Zeuge dessen. Es war ein Kampf für die ganze Menschheit, jeder hat es gesehen. Der tapfere Widerstand der Frauen ermutigte alle. Da die einmarschierende türkische Armee diese Revolution und die widerständigen Frauen nicht akzeptieren konnte, wurde ein weiterer Invasionsangriff ohne jede Rechtfertigung gestartet. Doch die Einheit der Menschen und Gesellschaften, ihr gemeinsames Aufstehen bedeutete, dass sie ihre eigenen Kräfte aufgebaut haben, ohne jegliche Unterstützung durch irgendeinen Staat. Hevrin Xelef, Dayika Aqîde und Amara sowie viele KommandantInnen und InternationalistInnen schlossen sich dieser Revolution aus der ganzen Welt an. Dieser Widerstand war nur dank der Menschen möglich, die alles für die Freiheit opfern. Obwohl die türkische Armee einige unserer Gebiete besetzt hat, war sie nicht in der Lage, den Willen der Frauen und Bevölkerung sowie ihre Widerstandskraft zu besetzen: Dies ist die größte Antwort auf die Besatzung.

Heute wird Rojava vom türkischen Staat angegriffen. Was tun Sie dagegen und auf welchem Niveau sind die Vorbereitungen?

Natürlich haben wir bei dieser Revolution viele Erfolge erzielt. Natürlich werden die Verteidigungskräfte der Frauen die Errungenschaften, die sie mit der Bevölkerung erreicht haben, nicht aufgeben. Die türkische Invasion bedroht und greift weiterhin Rojava, Süd- und Nordkurdistan an. Wir, die Verteidigungskräfte der Frauen, handeln bewusst. Unsere Gesellschaft sollte in diesem Bewusstsein handeln. Wir bereiten uns in vielerlei Hinsicht vor. Unser Bevölkerung hat in diesen vergangenen Prozessen viel Schmerz erfahren. Trotz dieser Schwierigkeiten, des Leids und des Preises, den es zu zahlen hatte, wichen die Menschen nicht zurück, sie waren immer an unserer Seite gewesen. Sie waren sowohl in spiritueller als auch materieller Hinsicht immer bei uns.

Unser Aufruf lautet, die Würde und den Widerstand unserer Gesellscahft zu schützen. Wir sind dankbar für die Bemühungen unserer MärtyrerInnen und KämpferInnen, und wir zollen den Familien der MärtyrerInnen unseren Respekt. Wir versprechen, bis zum Ende für eine freie, gleichberechtigte und demokratische Gesellschaft zu kämpfen.

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